Nervenschmerzen sind nicht immer einfach zu therapieren. Mit einigen Tipps und gegebenenfalls Schmerzmedikamenten können sie jedoch deutlich besser erträglich werden.
Was kann man selbst gegen Nervenschmerzen tun?
Nervenschmerzen können sich verschlimmern, wenn die Haut berührt wird oder mit kalter Luft in Kontakt kommt. Versuchen Sie daher, dies möglichst zu vermeiden und tragen Sie ausreichend warme Kleidung, um sich vor Kälte zu schützen.
Um fit zu bleiben und die Muskelkraft zu erhalten, ist es wichtig, weiterhin körperlich aktiv zu sein, auch wenn Schmerzen bestehen. Gehen Sie jedoch nicht über Ihre Grenzen und hören Sie auf, wenn Sie feststellen, dass die Schmerzen dadurch zunehmen.
Auch Ablenkung und Entspannung können den Schmerz lindern. Führen Sie daher Ihre täglichen Aktivitäten weiter aus, damit Sie sich möglichst wenig auf den Schmerz konzentrieren. Bedenken Sie, dass der Schmerz zwar sehr unangenehm, aber nicht schädlich ist.
Suchen Sie jedoch immer Ihren Hausarzt auf, wenn die Schmerzen stark sind, lange anhalten, zunehmen oder regelmäßig wiederkehren.
Medikamente gegen Nervenschmerzen
Wenn Sie wegen Nervenschmerzen Ihren Hausarzt aufsuchen, wird dieser zunächst Medikamente verschreiben. Herkömmliche Schmerzmittel wie Paracetamol, NSAR oder Opioide reichen oft nicht aus, um Nervenschmerzen zu behandeln. Daher verschreibt der Hausarzt Medikamente, die gezielt auf die Überreizung der Nerven oder des Gehirns wirken.
Häufig werden bei der Behandlung von Nervenschmerzen Medikamente gegen Epilepsie oder Depression eingesetzt. Diese Medikamente hemmen die Signalübertragung von Schmerzreizen in den Nerven, wodurch das Schmerzsignal abgeschwächt wird. Beachten Sie jedoch, dass die Wirkung dieser Medikamente erst nach einigen Wochen eintritt.
Einige Beispiele für Medikamente gegen Nervenschmerzen sind:
- Amitriptylin
- Nortriptylin
- Pregabalin
- Carbamazepin
- Gabapentin
- Tramadol
Amitriptylin und Nortriptylin (für ältere Menschen) sind Antidepressiva. Ihr Hausarzt wird diese Medikamente jedoch nicht verschreiben, wenn Sie unter Herzbeschwerden, Demenz, Blasenproblemen oder Epilepsie leiden. Die wichtigsten Nebenwirkungen dieser Medikamente sind Müdigkeit und Mundtrockenheit.
Pregabalin ist ein Medikament gegen Epilepsie, das die Informationsübertragung der Nerven im Gehirn beeinflusst. Zu den Nebenwirkungen zählen Schläfrigkeit, Kopfschmerzen und Schwindel.
Carbamazepin und Gabapentin beeinflussen ebenfalls die Informationsübertragung der Nerven im Gehirn und sind besonders wirksam gegen Gesichtsschmerzen. Auch hier treten als Nebenwirkungen Schläfrigkeit und Schwindel auf.
Tramadol ist ein Schmerzmittel mit Morphin, das bei starken Schmerzen verschrieben wird. Nachteilig an Tramadol ist, dass es zahlreiche Nebenwirkungen hat und rasch abhängig machen kann.
Bei lokalen Schmerzen kann der Hausarzt ein Pflaster mit Lidocain-Creme oder -Salbe verschreiben. Diese Mittel betäuben die Haut lokal und vorübergehend.
Leider ist die Wirksamkeit der medikamentösen Behandlung von Nervenschmerzen oft nur mäßig: Nur etwa die Hälfte der Patientinnen und Patienten profitiert von einem bestimmten Arzneimittel. Zudem ist die Wirkung unvorhersehbar und kann, abhängig vom verwendeten Mittel, einige Wochen auf sich warten lassen. Wenn ein Medikament nicht ausreichend hilft, kann Ihr Arzt eine Kombination von Präparaten mit unterschiedlichem Wirkmechanismus verschreiben.
Risiken und Nebenwirkungen
Schmerzmittel mit Opium und Morphin wie Tramadol bergen das Risiko einer Abhängigkeit und von Entzugserscheinungen, weshalb diese Mittel nicht für den chronischen Gebrauch vorgesehen sind. Nebenwirkungen treten leider häufig auf und gebrechliche ältere Menschen sind besonders anfällig dafür. Daher wird stets mit einer niedrigen Dosierung begonnen und diese schrittweise erhöht, um Nebenwirkungen zu minimieren. Gebrechliche ältere Menschen werden zu Beginn einmal pro Woche kontrolliert.
Alternative Behandlungen gegen Nervenschmerzen
Wenn diese Medikamente nicht ausreichend wirken oder zu viele Nebenwirkungen verursachen, kann Ihr Hausarzt auch alternative Behandlungen verschreiben. Beispiele hierfür sind:
- Eine Injektion mit einem Entzündungshemmer
- Verabreichung von Medikamenten ins Rückenmark mittels Katheter
- Bei einem Bandscheibenvorfall kann ein Anästhesist die Funktion des Nervs mit einer Injektion blockieren
- Ein Pflaster mit Capsaicin, wodurch die lokale Haut 1 bis 2 Wochen gefühllos wird. Allerdings werden nicht alle Hausärzte dies empfehlen, da zahlreiche Nebenwirkungen gemeldet wurden.
- Wenn es Ihnen schwerfällt, einen aktiven Lebensstil aufrechtzuerhalten, weil Sie starke Schmerzen haben, kann Ihr Hausarzt Sie an eine Physiotherapeutin oder einen Physiotherapeuten überweisen, damit Sie gemeinsam Ihr Bewegungsverhalten strukturell anpassen können.
- Sie können auch an eine Psychologin oder einen Psychologen überwiesen werden, wenn Sie unter starken chronischen Schmerzen leiden und dadurch Ihre täglichen Aktivitäten nicht wie gewohnt ausführen können. Mit kognitiver Verhaltenstherapie werden Techniken erlernt, um besser mit den Schmerzen umzugehen.
- Schließlich ist eine Behandlung mit Cannabis möglich, wenn andere Therapien keinen Effekt zeigen. Dies wird jedoch ausschließlich bei Personen mit chronischen und starken Schmerzen und nach Rücksprache mit Expertinnen und Experten angewendet.
Möglicherweise kann Dokteronline.com Sie bei Nervenschmerzen unterstützen. Auf unserer Website können Sie eine Beratung mit einer registrierten EU-Ärztin oder einem registrierten EU-Arzt vereinbaren, die oder der Sie bei Ihren Beschwerden weiter beraten und gegebenenfalls die passende Behandlung verschreiben kann.